Runde Sachen
SÜDKURIER, Konstanz, 26.11.2009
Die Konstanzer Kunstszene bekommt einen interessanten Neuzugang: Dominik Böhringer, bisher im Bergischen Land zuhause, öffnet am 27.,28. und 29. November erstmals sein Konstanzer Atelier in der Wiesenstraße und zeigt einige seiner Arbeiten. Es sind große runde Werke, die er schafft. Aus der Entfernung sehen sie schwer aus, tatsächlich sind sie leicht, bestehen sie doch zu einem Großteil aus Papiermasse. Böhringers Ausgangspunkt sind Masken. Kein Wunder, kommt er doch vom Theater. Im Laufe seines Schaffens hat er diese Masken immer weiter reduziert. So weit, „bis nur noch die runde Form übrig geblieben ist und die Haut mit ihren vielen feinen Poren, unterschiedlichen Farbpartien, Verdickungen und Verästelungen“, sagt Böhringer. Wir treffen ihn in seinem Garagenatelier in der Wiesenstraße. Er trägt eine senfgelbe Cordhose und einen dunkelbraunen Pullover. „Eigentlich kannte ich Konstanz nur von dem Spiel ‚Bodenseereise’“, sagt Böhringer. Jetzt ist er hier, vor allem weil seine Frau einen Job hier bekommen hat. Mit seiner ersten Ausstellung am Bodensee will er auf sich aufmerksam machen. Könnte gut sein, dass das gelingt.
Seine Arbeiten haben etwas Anziehendes. Sie tragen keine Namen und treiben ein interessantes Spiel mit dem Beobachter: Sie gaukeln ein Gewicht vor, das sie nicht haben und sie lassen gelegentlich Figürliches erkennen. Was man erkennt, das hängt wiederum stark davon ab, wie das Werk gehängt wurde. Böhringer arbeitet mit Gips, Papier, Eisenstaub und Eisenwolle. In einer Negativform bearbeitet er die Materialien und erkennt das entstehende Bild eigentlich erst im Nachhinein. In gewisser Weise leben seine Bilder auch nach der Herstellung fort. Korrosionsprozesse des Eisens verändern die Arbeiten immer mal wieder. „Das ist eine Art Metamorphose“, sagt der Künstler, das gehöre zur Kunstwerdung.
Bisweilen sehen Böhringers Arbeiten aus wie Planetenoberflächen, über die gerade ein eisiger Wind huscht, Aufnahmen der Erde aus dem Weltall oder Riesenpilze, die von oben fotografiert wurden. Man kann in diesen Bildern viel erkennen oder sich auch einfach nur an dem Spiel von Schein und Sein erfreuen. Ein interessanter Auftakt eines neuen Künstlers in der Stadt. Man darf gespannt sein, was da noch so kommt von Dominik Böhringer aus der Wiesenstraße 10A. (lün)