Kölner Stadt Anzeiger, 9. Juli 1991
Papierene Kreise im Tao-Studio
Gegensätze und Risse bestimmen das Gesicht der Welt, aber auch eine immer wieder auszumachende paradoxe Harmonie. Harmonie ist dabei ein zerbrechlicher Zustand, in dem es gelingt, das Disparate für einen Augenblick in ein Gleichgewicht zu bringen: geheimnisvoll, schwebend, in unerwarteter Einfachheit.
Nichts anderes führt Dominik Böhringer in eilner Reihe fragiler Kunstwerke vor, die, aus vielen dünnen Papierhäuten geformt und geschichtet, runde, leicht gewölbte Scheiben darstellen. Es sind Kreise oder Weltkugeln, Schilder oder Masken. In der Mitte oder am Rand erhebt sich jeweils ein dunkleres (Kraft-) Feld, von dem aus sich alle weiteren Spuren ergeben. Oder ist es nicht genau umgekehrt? Die faserige Struktur vieler kleiner Linien verliert sich in einer namenlosen Tiefe. Die Betrachtung der Bildobjekte Dominik Böhringers wird zur meditativen Besinnung über das Gewicht des Lebens.
Das Papier der geklebten Collagen schafft ein Gefühl von besänftigender Stille, in dem die Einzelheiten jeder Farb- und Liniennuance auf dem Objekt und die Stimmigkeit aller Kunstwerke im gesamten Umraum des Ausstellungsstudios zu einer fortlaufenden unaufdringlichen Entdeckungsreise werden. (Tao-Studio, Lindenstr. 82) j.k.